Die Filialkirche in Thörl war seit dem Mittelalter die der heiligen Barbara geweihte Schlosskapelle. Von der Mutterkirche St. Peter in Aflenz ausgehende Prozessionen bewegten sich nach Thörl, aber auch zu den anderen Pfarren, die innerhalb des alten lambrechtischen Einflussbereiches lagen, der durch die Grenzen des weltlichen Stiftsbesitzes abgesteckt war.
Der Wunsch nach einer eigenständigen Pfarre ging einher mit dem wirtschaftlichen Aufschwung nach dem zweiten Weltkrieg und dem damit verbundenen Bevölkerungszuwachs. Diözesanbischof Dr. Josef Schoiswohl entsprach diesem Ersuchen einer Pfarrgründung und fand in Pfarrer Josef Koch einen engagierten und mutigen Ausführenden. Am 21.Juni 1964 fand die feierliche Weihe der Thörler Kirche statt, die 1961 errichtete Expositur wurde zur selbständigen Pfarre erhoben.
Über die Jahrhunderte wurden Kirchen als sogenannte Wegekirchen angelegt: Die Gläubigen gehen zumindest einmal in der Eucharistiefeier diesen Weg der Prozession Christus gegen Osten entgegen. Der Altar rückt die Gläubigen in die Position der passiven Zuschauer – („barockes Theater“).
Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts betonen Rundkirchen die gemeinsame Feier mit den Gläubigen und den Versammlungsaspekt. Die unterschiedlichen Bodenniveaus weichen zugunsten einer Plattform auf gleicher Höhe, durchaus auch im übertragenen Sinne.
Mit ihrer dreieckigen Architektur verweist die Kirche auf das Patrozinium der Dreifaltigkeit und steht noch am Beginn dieser Umbruchphase, wird sie doch in der Zeit des zweiten vatikanischen Konzils, von Architekt DI Kurt Weber-Mzell errichtet. Der Baustil entspricht den Vorgaben der Zeit und die verwendeten Materialien wie Eisen, Industrieglas, Sichtbeton, aber auch Holz und Ziegel nehmen ganz bewusst regionalen Bezug. Die zeltförmige Gestalt des Kirchendaches wurde durch tragende Stahlseile ermöglicht, die übrigens von der Firma Pengg in Thörl hergestellt wurden. Der dünne und vom Kirchengebäude getrennt positionierte Turm weist wie ein Finger gen Himmel.
Der Altar ist im sich verengenden Dreieck des Kirchenraumes platziert. Das am Oberrand umlaufende Glasband prägt den Raum und lässt Sonnenlicht in das Innere.
In den Fenstern wird das Geheimnis der Trinität (Dreifaltigkeit) artikuliert: Gott Vater im mehrere Quadratmeter großen Schöpfungsfenster an der Ostwand, der Heilige Geist in einem Fenster mit den Gottesgaben (beide von Werner Augustiner) und Gott Sohn in der Darstellung der Taufe Jesu am Jordan in der Taufkapelle (von DI Franz Kölldorfer) im Westteil der Kirche.
Als bunte Lichtquelle erzählt das große Fenster aus farbigen Betonglassteinen wie Gott als Schöpfer das Leben, die Erde und das Universum entstehen lässt. Nach der Trennung von Licht und Finsternis, von Wasser und Land, werden am fünften Tag Meerestiere und Vögel geschaffen. Am sechsten Tag betreten die Landtiere vor den Menschen die Welt. Fische, Gazelle, Pfau und Steinbock sind im unteren Bereich des Glaskunstwerkes auszumachen. So wie alle anderen Glaskunstarbeiten der Kirche, wurde es in den Glaswerkstätten des Stiftes Schlierbach angefertigt. Dass sich die Auftraggeber dieses spannenden gläsernen eyecatchers für den progressiven Vertreter der steirischen Moderne Werner AUGUSTINER entschieden haben ist bemerkenswert. Das Werk des Künstlers ist vielfältig und umfasst Szenen aus der christlichen Ikonographie, Alltagsszenen, Landschaften, Stillleben und Akte. Seine Arbeiten befinden sich u.a. in der Albertina in Wien oder im Lentos in Linz.
Das Altarkreuz mit Corpus stammt von Prof. Alexander Silveri, dem steirischen Holz- und Steinbildhauer, der die heimische sakrale Kunst im 20. Jahrhundert entscheidend geprägt hat.
Der Glasfenster-Kreuzweg von Hans Fronius wird in einem eigenen Artikel beschrieben.
Maria Zifko, www.zifko.guide