Beschaulich und auf einer Anhöhe den Ort überblickend gelegen, überstrahlt das dem HEILIGEN JAKOBUS geweihte Gotteshaus den Markt. Wie für das Aflenzertal charakteristisch war die Kirche in Turnau eine Filiale der Pfarre Aflenz, wurde im Zuge der Kirchenreform 1786 - unter Josef II - eigene Pfarrkirche und war bis 1958 dem Benediktinerstift Sankt Lambrecht inkorporiert. Ein Rundgang durch die erstmals 1382 erwähnte Kirche ist ein Streifzug durch die Jahrhunderte und Epochen.
Die im ausgehenden Mittelalter permanent drohende Gefahr der Osmaneneinfälle bedingte, dass viele Kirchen in unseren Breiten mit Wehrtürmen versehen sind. So wurde auch an der Jakobuskirche Turnau ein 42 Meter hoher, dreigeschossiger, über 180 Stufen erreichbarer Westturm mit Keildach errichtet, der im Ernstfall Schutz und Zuflucht geboten hätte.
Der Haupteingang in die Kirche führt durch das spätgotisch, rechteckig verstäbte Westportal mit eingeschriebenem Kielbogen.
Als ältester Bauteil besteht ein im Kern romanisches Langhaus und an der Südmauer zeigen sich noch Reste eines Portals aus derselben Epoche. Ebenso an der Südwand findet sich ein Fragment eines Freskos zu Ehren des heiligen Christophorus (Anfang 16. JH) - ein häufiges Motiv an Kirchenfassaden oder über Portalen. Gemäß mittelalterlicher Weltsicht gewährte der Anblick dieses Heiligen Schutz vor plötzlichem und unbußfertigem Tod. Das ursprünglich flachgedeckte, romanische zweijochige Langhaus wurde in der Gotik mit Sternrippen eingewölbt. Dem Stil und den Vorgaben der Zeit entsprechend wurde die Kirche in der Folge durch einen, gegenüber dem Langhaus, breiteren dreijochigen Chor verlängert, dieser gerade geschlossen und mit Stichkappentonnen versehen.
Die Figuren im Chor, die den reich vergoldeten Rokoko Hochaltar aus der Zeit um 1760 flankieren, werden der Werkstätte des renommierten steirischen Barockbildhauers mit südtiroler Wurzeln VEIT KÖNIGER zugeordnet. Ganz links Augustinus mit dem Buch, links David mit der Harfe; die beiden Heiligen rechts und ganz rechts - Lambertus von Lüttich und Benedikt mit dem Becher - verweisen auf die Zugehörigkeit zur Benediktinerabtei Sankt Lambrecht. Darüber erhebt sich - als Mittelpunkt des Säulenaltars - die Statue des Kirchenpatrons. Aus der gleichen Entstehungszeit stammt der Seitenaltar mit einem bemerkenswerten Gemälde des Künstlers JOSEF ADAM MÖLCK: „Maria als Trösterin der armen Seelen“ mit Rosenkranz und Skapulier (Schulterkleid).
Ein Ausstattungs-Highlight ist die filigran und zierlich gearbeitete ROKOKO KANZEL, ein Interieur, das seit dem zweiten Vatikanischen Konzil seine eigentliche und ursprüngliche Funktion verloren hat.
Umgeben und eingebettet ist das Gotteshaus von Kirch- und Friedhof und weiters von vier kleinen Kapellen zu Ehren der Evangelisten. Auf den Abbau und die Verarbeitung von Eisenerz in der Gegend beziehen sich ein gusseisernes Grabkreuz und eine Grabplatte in der Kirchhofmauer.
Übrigens: Der heute verschlossene Egydistollen in der Au erinnert an den Kohlebergbau in der Region. Im 20. Jahrhundert von der Firma Böhler & Co AG erworben, war dieser Stollen bis 1956 in Betrieb. Die Statue der heiligen Barbara, Patronin der Bergleute, in der Gedenkstätte des vordersten Stollenabschnittes, bezieht sich auf diese Tätigkeit.
Text von Maria Zifko, www.zifko.guide